Der Nachtfalter

 

Hauch der Ewigkeit

 

 

 Erscheint am 20. Juli 2025
 Kann schon im Buchhandel vorbestellt werden mit folgender
 ISBN: 9-783-819213991 Printbook

         9-783-819273148 eBook

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Gestern

Vorgeschichte

 

Nora unterhielt sich mit Oma Bäckchen, während sie an deren Grab stand. Sie erzählte ihr, wie es gerade lief in der Redaktion, von den miesen Methoden ihres Chefs, der von Anstand und Moral nur wenig bis nichts hielt.

„Schade, dass du mir nicht antworten kannst. Ich könnte deinen Rat gut gebrauchen…“

Sie schlug die Augen auf und just in diesem Moment lief ein rot-getigerter Kater hinter Oma Bäckchen‘s Grabstein entlang, vor sich hin brabbelnd als wolle er anstelle ihrer Oma antworten, allerdings war sein Gebrabbel unverständlich.

„Nein, du bist nicht die Inkarnation Oma Bäckchen’s!“

‚Woher er wohl kommt?‘, fragte sich Nora und schaute ihm hinterher. Doch am Grabstein des gegenüberliegenden Grabes war er auch schon wieder verschwunden.

„Als wäre er nie da gewesen… irgendwie gespenstisch!“ murmelte sie vor sich hin.

„Ja, und weißt du Oma“, fuhr sie mit ihrem Bericht fort, „dann hat dieser Vollidiot doch tatsächlich verlangt, dass ich meine Story kürzen solle. Die wichtigsten Punkte sollte ich somit streichen!“ empörte sie sich. „Wenn nicht, drohte er mir mit der Kündigung.“ Nora erzählte ihr alles, schüttete ihr Herz aus und ging dann, etwas geknickt und mit Tränen in den Augen, nach Hause.

Hinter einem Lebensbaum am Ende der Gräberreihe beobachtete eine schwarze Gestalt Nora beim Verlassen des Friedhofs. Es war eine große schlanke Frau mit roten Haaren und einem schwarzen langen Überwurf bekleidet, unter dessen Kapuze lange rote Haare hervorquollen.

 

Heute

Nora auf dem Hauptfriedhof

 

Nora stolzierte hoch erhobenen Hauptes den Hügel hinauf. Ihre Augen glänzten und ihr Blick war triumphierend und siegesgewiss. Kraftvoll und schnellen Schrittes flog sie geradezu die Straße hoch ohne außer Atem zu geraten. Sie summte dabei sogar ein Lied fröhlich vor sich hin und schwang ihren schwarzen Schirm mit dem Silberrand am Knauf vor und zurück, so dass er bereit war, sich um dreihundertsechzig Grad um ihr zierliches Handgelenk zu drehen.

Nora hatte es sehr eilig nach oben auf den Hügel zu kommen und erhöhte ihre Gangart um ein paar Schritte mehr in der Minute. Dabei schwang sie die Hüften so, wie es die Geherinnen tun zur Steigerung ihres Tempos, um als Erste ins Ziel zu kommen. Dies sah etwas kokett und zudem aufreizend aus, wie ihre Hüften so hin- und herschwangen. Sie war vollkommen in Schwarz gekleidet. Ihr langes Kleid schmiegte sich elegant um ihren schlanken Körper, sie ergriff es mit den Händen in Höhe ihrer Oberschenkel, zog es ein Stück weit hoch, damit sie noch schneller gehen konnte. Die schicken Schuhe passten zum eleganten Kleid, waren dennoch bequem und da es regnerisch war, trug sie einen Kurzmantel darüber.

Die Kirchenuhr schlug von Ferne eine halbe Stunde an. Es ging gegen Zwölf. Ein leises, dennoch unüberhörbares Läuten. Lauras schlanke Gestalt bewegte sich weiter den Hügel in Richtung Friedhof hinan. Sie hatte nicht die Spur einer Angst, sie war eine Freidenkerin und würde sich, wenn sie etwas wollte,  um keinen Preis davon abhalten lassen, so, wie sie diesen Mann heute Nacht treffen wollte. Genauso und auf diese Weise verfolgte sie ihre Ziele. Hatte sie sich einmal für ein Vorhaben entschieden, und sei es auch noch so klein und unbedeutend, ließ sie sich durch nichts und niemanden davon abhalten. Zudem war ihr der Weg vertraut, sie war schon oft  hier oben gewesen.

 

Madame Amelia

„Etwas, das ich nicht erkännen kann so richtig, wird Ihnen widerfahren.“

Die Frau mit dem fremdländischen Akzent machte ein düsteres Gesicht und schwieg für einen Augenblick. Nora saß ihr gegenüber, wartete, was noch kommen würde.

„Es ist…, nein, ich kann nicht sagen, was…“

Die Wahrsagerin sah Nora nun mit weit aufgerissenen Augen an, ihr Blick verriet Angst, doch auch Erstaunen. Sie musste etwas gesehen haben, das sie überraschte, was außergewöhnlich sein musste, selbst für eine Wahrsagerin, die schon so vieles sah.

„Merkwürdige Geschehnisse, …aus einer anderen Welt, die Welt der dunklen Mächte...,“ fuhr sie bruchstückhaft fort.

Madame Amelia zog unwillkürlich die Brauen hoch: „Oh, eine Katze…, ich sehe einen Mann... Die dunklen Mächte werden Sie, Nora, ergreifen, ja fesseln! Nichts kann Sie retten.“

Nun war auch Nora überrascht. Trotz ihrer bohrenden Fragen wollte die Wahrsagerin nichts mehr sagen. Noras Neugier, verbunden mit einem gewissen Unwohlsein vor dem großen Unbekannten, das sie möglicherweise erwartete, wandelte sich um in ein Lächeln.

Sie verließ die kleine Hütte, in der Madame Amelia ihr Wesen oder eher ihr Unwesen, trieb, nicht ohne diese zu bezahlen und zuckte die Achseln draußen vor deren Tür.

„Was soll’s. Ich glaube, so arg kann es nicht kommen, denn Madame Amelia kennt meinen Schutz nicht. Mir kann nichts geschehen, denn ich bin sozusagen unverletzbar.“

Der vergilbte Spitzenvorhang hinter der kleinen Fensteröffnung bewegte sich leicht. Madame Amelia blickte ihr mit verkniffenen Augen nach. Sie hatte gehört, was Nora vor sich hingemurmelt hatte.

„Soso, du bist das also… Wir werden ja sehen, ob du recht hast.“ Sie lachte laut und ging zurück ins Zimmer.

 

Sie hatte Nora aus früherer Zeit erkannt, Nora: ihre Erzfeindin.

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